Stoma – höchste Zeit, mit einem Tabu zu brechen

September 7, 2021 | Gesundheit

Stoma – höchste Zeit, mit einem Tabu zu brechen

Schätzungen zufolge leben in Österreich derzeit etwa 15.000 Personen mit einem Stoma. Leider sind Stomata trotzdem oft noch ein Tabu. Viele Menschen mit einem Stoma trauen sich nicht, sich zu outen. Und obwohl Selbsthilfegruppen große Erleichterung bringen, scheuen viele Betroffene den Schritt dorthin. Wir geben Ihnen in diesem Beitrag einen Überblick über die häufigsten Arten von Stomata, stellen die unterschiedlichen Stoma-Systeme vor und geben wertvolle Tipps zur Stomaversorgung.

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Was genau ist ein Stoma?

Der Begriff Stoma (Mehrzahl: Stomata) kommt eigentlich aus dem Griechischen und bedeutet „Öffnung“ oder „Mund“. In der Medizin versteht man darunter eine künstlich geschaffene Körperöffnung in der Bauchdecke, durch die entweder Stuhl oder Urin austritt. Sie kann entweder vorübergehend angelegt sein oder dauerhaft bestehen bleiben. Es gibt verschiedene Erkrankungen, die einen künstlichen Ausgang erforderlich machen. Daraus ergeben sich die drei unterschiedlichen Stoma-Arten: Das Colostoma (griech. Colon = Dickdarm) ist die künstliche Ausleitung des Dickdarms. Das Ileostoma ist die Ausleitung des Dünndarms, ein Urostoma leitet den Urin nach außen ab. Colostomien sind die häufigste Stomaanlage.

 

Wer bekommt ein Stoma?

Ein Colostoma ist grundsätzlich dann erforderlich, wenn im Dickdarmtrakt eine ernsthafte Erkrankung vorliegt und bestimmte Darmabschnitte stillgelegt beziehungsweise entfernt werden müssen. Der häufigste Grund für eine Anlage eines Stomas ist das Rektumkarzinom, also Enddarmkrebs. Beim chirurgischen Eingriff werden Teile des Darms entfernt. Um einen direkten Kontakt des frisch operierten Darmabschnitts mit Stuhl zu vermeiden, ist ein vorübergehendes Stoma erforderlich. Wurde der Anus entfernt, muss ebenfalls ein Stoma angelegt werden. Auch bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen wie zum Beispiel Morbus Crohn, Verletzungen (z. B. Darmdurchbruch), Schäden durch Strahlentherapie oder angeborenen Fehlbildungen des Darmes kann die Anlage eines Stomas notwendig werden.

 

Stoma – Grund zur Verzweiflung?

Die Nachricht, ein Stoma zu bekommen, ruft bei den meisten Betroffenen verständlicherweise zunächst Gefühle der Angst und Besorgnis hervor. Wie kann ich meinen Alltag mit einem Stoma bewältigen? Wird man es sehen? Was werden die Leute denken? Was wird mein Partner, meine Partnerin denken? Werden sie sich ekeln? Beruhigenderweise gibt es heutzutage so gute Stomaversorgungssysteme, dass der künstliche Ausgang im Alltag zumeist unbemerkt bleibt. Darüber hinaus verfügt Österreich mit seinem umfassenden Krankenversicherungs- und -versorgungssystem über ausreichend professionelles Pflegepersonal, das mit Rat und Tat zur Seite steht.

Außerdem haben sich in den letzten Jahren die chirurgischen Verfahren stark verbessert. Auch die Qualität der Stomaprodukte ist heute so fortgeschritten, dass vor allem die persönliche Einstellung des Patienten zum Stoma entscheidend ist. Diejenigen, die sich rasch und selbstständig mit der neuen Situation auseinandersetzen, lernen den Umgang mit dem Stoma schneller als diejenigen, die sich mit der neuen Situation nicht auseinandersetzen wollen und die Handhabung des Stoma der Partnerin/dem Partner oder dem Pflegepersonal überlassen.

Natürlich bringt ein Stoma potentiell Probleme mit sich. Die Hauptsorgen der Betroffenen sind zum einen die Geruchs- und Geräuschbelästigung, zum anderen eine Lockerung des Stomasäckchens. Beide Risiken sind jedoch gut in den Griff zu bekommen. Mittlerweile sorgen gute Filter dafür, dass austretende Gerüche kein Problem mehr sind. Gute Hautgesundheit, richtig geklebte Hautplatten und 1-teilige Systeme verhindern eine Lockerung des Beutels. PatientInnen mit dauerhaftem Kolostoma können die Stuhlproduktion durch regelmäßige Einläufe über das Stoma sogar so weit steuern, dass sie für 48 bis 72 Stunden auf einen Stomabeutel verzichten können.

 

Die richtige Stomaversorgung finden

Es gibt viele verschiedene Stomaversorgungssysteme. Für die Frage, welches das beste für einen ist, sollte man sich ausreichend Zeit nehmen. Schließlich will man sich mit seinem Stoma so gut es geht wohl fühlen! Jedenfalls empfiehlt es sich, die Entscheidung gemeinsam mit einer professionellen Stomapflegekraft durchzugehen. Auch gegen das Ausprobieren verschiedener Systeme ist nichts einzuwenden.

Jeder künstliche Darmausgang besteht aus einer Basisplatte und einem Stomabeutel bzw. -sack. Dabei unterscheidet man zwischen ein- und zweiteiligen Stomasystemen, jeweils in planer (ebener) oder konvexer (gewölbter) Ausstattung. Plane Systeme kommen bei Stomaanlagen zum Einsatz, bei denen der Darmausgang über Hautniveau liegt. Konvexe Systeme werden genutzt, wenn der Darmausgang unter Hautniveau liegt.

Bei einteiligen Versorgungssystemen sind Platte und Beutel fest miteinander verbunden. Der Beutel ist zur Neutralisation von Gerüchen mit einem Aktivkohlefilter ausgestattet und wird bei entsprechender Füllmenge gewechselt oder entleert. Zweiteilige Versorgungssysteme bestehen aus einer Basisplatte sowie zugehörigem Stomabeutel, der auf der Platte befestigt wird. Der Vorteil von zweiteiligen Systemen besteht darin, dass die Basisplatte zwei bis vier Tage auf der Haut bleiben kann und in dieser Zeit nur der Beutel ausgetauscht werden muss.

Mehr als die Hälfte der StomaträgerInnen benötigt Zusatzprodukte, um ihr Stoma optimal zu versorgen. Zu den wichtigsten Stomaversorgungsprodukten gehören spezielle, Feuchtigkeit absorbierende Hautschutzplatten. Diese werden unter der Basisplatte angewendet, um die peristomale Haut, also die Haut rund um das Stoma vor dem Kontakt mit Stuhl oder Urin zu schützen und somit Hautreizungen vorzubeugen. Weitere wichtige Stomaversorgungsprodukte sind Hautschutzpaste oder -creme, Reinigungstücher, Geruchsneutralisierer und Pulver-Sachets zur Bindung von flüssigen Ausscheidungen.

 

Tipps für den Umgang mit einem Stoma

 

Glühbrine Lassen Sie sich durch Ihr Stoma nicht von dem abhalten, was Ihnen Spaß macht

Ein Stoma ist kein Grund, körperlich inaktiv zu werden. Auch Reisen, Schwimmen usw. sind weiterhin möglich. Dank spezieller Stoma-Unterwäsche und Bademode bleibt der künstliche Ausgang für die Mitmenschen unbemerkbar. Stomabeutel sind in verschiedenen Größen und auch in schwarz erhältlich.

 

Glühbrine Reden hilft

Trotz aller Diskretion lässt sich ein künstlicher Ausgang im engeren Zusammenleben auf Dauer nicht verbergen. Das sollte man aber auch nicht. Manchmal hilft es, offen darüber zu reden. Falls Sie mit Ihrem Stoma im Alltag nicht zurechtkommen oder sich psychisch beeinträchtigt fühlen, könnte es eine gute Idee sein, sich mit anderen Betroffenen auszutauschen. Die Möglichkeit dazu bieten Selbsthilfegruppen. Die Selbstverständlichkeit der Gespräche in Selbsthilfegruppen kann Berührungsängste und Peinlichkeiten rund um das Stoma reduzieren.

 

Glühbrine Setzen Sie sich mit Ihrem Stoma auseinander

Viele Betroffene nehmen vor allem zu Beginn eine abwehrende Haltung ein. Sie wollen mit ihrem Stoma nichts zu tun haben und überlassen diese Aufgabe der Partnerin oder Stomapflegefachkraft. Die Scheu davor, das Stoma zu versorgen oder anzugreifen, ist jedoch unberechtigt. Im Gegenteil: Je früher und aktiver man sich mit seinem Stoma auseinandersetzt und den Umgang damit lernt, desto besser ist die Lebensqualität.

 

Glühbrine Machen Sie Hautpflege zur obersten Priorität

Fast drei Viertel aller Menschen mit Stoma haben zu irgendeinem Zeitpunkt in ihrem Leben peristomale Hautprobleme. Die Gesundheit der Ihr Stoma umgebenden Haut ist jedoch extrem wichtig für ein gutes Funktionieren des Stoma. Denn der Zustand der Haut rund um das Stoma hat einen direkten Einfluss darauf, wie gut das Stoma am Bauch haftet. Lockert sich die Platte, wirkt sich das unter anderem negativ auf Ihr Wohlbefinden und Selbstvertrauen aus. Produkte wie Hautschutzringe, Hautschutzpasten oder Hautschutzstreifen können helfen, sogenannte Unterwanderungen (Leckagen) zu vermeiden.

 

Glühbrine Entfernen Sie Ihr Stoma sanft

Zur Hautpflege gehört es auch, unnötige Irritationen durch unsachgemäßes oder zu schnelles Entfernen Ihrer Versorgung zu vermeiden. Wenn Sie Ihr Stoma bzw. Ihre Basisplatte wechseln, gehen Sie dabei vorsichtig vor. Nehmen Sie sich Zeit und lösen Sie die Versorgung langsam von der Haut ab. Reißen Sie zu schnell, können Hautrisse und andere Hautschädigungen entstehen, die wiederum zu Reizungen, Schmerzen und Unterwanderungen führen.

 

Glühbrine Achten Sie darauf, dass Ihre Versorgung richtig sitzt

Zu einem guten und sicheren Halt gehört auch die korrekte Größe der Basisplattenöffnung. Gegebenenfalls muss der Durchmesser der Stomaöffnung zwischendurch angepasst werden. Wenn Sie körperlich aktiv sind, kann unterstützend zur Fixierung der Basisplatte ein Gürtel benutzt werden.

 

Glühbrine Bringen Sie den Hautschutz nur auf saubere und trockene Haut an

Reinigen Sie die Haut im Stomabereich mit lauwarmem Wasser und pH-neutraler Seife. Rückstände von der Basisplatte können Sie mit speziellen Tüchern entfernen. Vermeiden Sie unbedingt, dass Stuhl oder Urin mit der Haut in Kontakt kommt. So bleibt Ihre Haut gesund und Ihre Stomaversorgung sitzt sicher und fest.

 

Glühbrine Wechseln Sie Ihren Beutel regelmäßig, bevor es zu Unterwanderungen kommen kann

Dieser Text  ersetzt keinesfalls die fachliche Beratung durch eine Ärztin oder einen Arzt und  darf nicht als Grundlage zur eigenständigen Diagnose und Beginn, Änderung oder Beendigung einer Behandlung von Krankheiten verwendet werden. Konsultieren Sie bei gesundheitlichen Fragen oder Beschwerden immer den Arzt Ihres Vertrauens!

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