Inkontinenz - Formen und Risiken

November 5, 2020 | Pflege

Inkontinenz - Formen und Risiken

Für viele Menschen ist Inkontinenz – leider – ein Tabu. Wer spricht schon gerne darüber, dass er unfreiwillig Harn verliert? Und dennoch: geschätzte 6-10% aller ÖsterreicherInnen sind von Harninkontinenz betroffen. Dieses gern versteckte Leiden tritt zwar häufiger bei älteren Menschen auf, es kann aber schon mit 30 oder 40 Jahren beginnen.

 

Doch was ist damit eigentlich genau gemeint? Die Definition ist recht einfach: Harninkontinenz ist ein unwillkürlicher Harnverlust, der zum sozialen oder hygienischen Problem wird. Harninkontinenz ist also eigentlich keine Krankheit, sondern ein Symptom. Die zugrundeliegenden Ursachen können vielfältig sein, manchmal liegen auch mehrere Ursachen gleichzeitig vor. Und in manchen Fällen wird gar keine Ursache gefunden.

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Welche Formen der Harninkontinenz gibt es?

 

Man unterscheidet zwischen der passiven und der aktiven Harninkontinenz. Bei der passiven liegt eine Störung des Verschlusssystems vor, bei der aktiven ist die Blasenmuskulatur gestört. Wenn die Nervenversorgung von Blase und Schließmuskel gestört ist, können sowohl aktive und passive Inkontinenz als auch Mischformen vorliegen.

 

Obwohl Ärzte viele verschiedene Formen kennen, wollen wir uns hier auf die mit Abstand häufigsten konzentrieren: die Belastungs- und die Dranginkontinenz. Zusammen machen sie wahrscheinlich etwa 80-90% aller Fälle aus. Seltenere und Unterformen wie etwa die

 

  • Tröpfel-Inkontinenz (wenn nach dem Toilettengang noch ein paar Urintropfen „nachtröpfeln”)
  • Giggle-Inkontinenz (beim Lachen kommt es zum unwillkürlichen Verlust von Urin)
  • Überlaufinkontinenz (der Urin kann trotz voller Blase aufgrund einer Verengung der Harnröhre nicht abfließen)
  • Reflexinkontinenz (Nerven- oder Rückenmarksschädigungen führen zu mangelnder Kontrolle über den Schließmuskel und die Blasenmuskulatur)

oder die

  • Nykturie (mehrmaliges nächtliches Aufwachen mit Harndrang)

seien aber an dieser Stelle auch erwähnt.

 

Belastungsinkontinenz

Bei der Belastungsinkontinenz kommt es durch Druck auf die Blase zum unwillkürlichen Harnverlust. Dies kann unter anderem schon durch Niesen, Pressen, Husten, Lachen, Treppensteigen oder Heben ausgelöst werden. Bedingt durch die anatomischen Gegebenheiten leiden fast nur Frauen unter dieser Belastungsinkontinenz. Erstens haben Frauen im Gegensatz zu Männern ein breiteres Becken und eine von Natur aus schwächere Beckenbodenmuskulatur, zweitens neigt der Beckenboden dazu bei jeder Schwangerschaft zu erschlaffen, und drittens ist die weibliche Harnröhre mit 3 bis 4 cm wesentlich kürzer als die des Mannes (20 bis 25 cm). Wenn der Beckenboden infolge chronischer Belastung geschwächt ist, verändern auch die Harnblase und die Harnröhre ihre Lage und geraten in eine anatomisch ungünstigere Position. Auch schwere körperliche Arbeit oder jahrelanges falsches Heben, das zu einer Verletzung oder Erschlaffung der Beckenbodenmuskulatur führen kann, sind mögliche Ursachen für diese Art der Inkontinenz.

 

Dranginkontinenz

Bei der Dranginkontinenz verspüren die Betroffenen, wie der Name schon sagt, einen starken Harndrang, der mit einem unkontrollierbaren Urinverlust einhergehen kann. Der Harndrang tritt oft plötzlich auf – auch dann, wenn die Blase nicht ganz gefüllt ist. Das heißt, auch wenn der Harndrang sehr stark ist und der/die Betroffene den Urin nicht lange halten kann, tritt beim Toilettengang meistens nur wenig Urin Die Speicher- beziehungsweise Haltefunktion der Blase ist also gestört. Ursachen dafür können eine chronische Blasenentzündung oder andere Veränderungen in der Blase wie Tumore, Fremdkörper wie Blasensteine oder neurologische Störungen sein. Allerdings lässt sich in manchen Fällen von Dranginkontinenz keine eindeutige Ursache bestimmen. Im Gegensatz zur Belastungsinkontinenz, die häufiger bei Frauen vorkommt, sind von der Dranginkontinenz beide Geschlechter gleichermaßen betroffen. Wenn Betroffene gleichzeitig unter einer Drang- und einer Belastungsinkontinenz leiden, spricht man von einer Mischinkontinenz. Auch dies ist keine Seltenheit.

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Dieser Text  ersetzt keinesfalls die fachliche Beratung durch eine Ärztin oder einen Arzt und  darf nicht als Grundlage zur eigenständigen Diagnose und Beginn, Änderung oder Beendigung einer Behandlung von Krankheiten verwendet werden. Konsultieren Sie bei gesundheitlichen Fragen oder Beschwerden immer den Arzt Ihres Vertrauens!

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